Fotografie

Schau an - Heidelberg 2020

Ausstellung im +punkt Kirche INF 130, Heidelberg

15.01. bis 30.04.2020

Programmtext

Die erste Ausstellung in der Reihe »schau an« im neuen Jahr ist wieder einmal der Fotografie gewidmet. Seit 1989 setzt sich der 1958 in Stuttgart geborene Rainer Zerback intensiv mit diesem Medium auseinander. In unserer Region machte er u. a. durch Ausstellungen in der C7 Galerie Mannheim (2017), im Schloss Neckarhausen (»Radiale« 2017) im Kunstverein Ludwigshafen (»Deltabeben« 2018) und im Xylon-Museum Schwetzingen (2019) auf sich aufmerksam.

Zerback, der auch zahlreiche Aufsätze und Bücher zur Fotografie und ihrer Geschichte verfasste, arbeitet in Serien, in denen er die formalen und inhaltlichen Aspekte von Themen wie Landschaft, Mensch, Zivilisation und Alltag in ebenso sorgfältiger Recherche wie Bildgestaltung in präzise definierten Serien auslotet. Nie geht es in Zerbacks Bildern allein um den ästhetischen Effekt, immer wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auch auf anthropologische, soziale, psychologische oder ökologische Fakten und Fragen gelenkt, all dies jedoch ohne jeden Anflug didaktischer Penetranz.

Schönheit und Perfektion der Komposition, Klarheit und Poesie der Tongebung, Prägnanz der Zeichnung ebenso wie der Einsatz weichzeichnender Verfahren wie etwa der bewussten Überbelichtung sind charakteristisch für Zerbacks Arbeitsweise, von der sorgfältigen Auswahl der Motive, der Präzision der Wiedergabe, den ebenso diskreten wie wirkungsvollen, mitunter gezielt Irritationen schaffenden Maßnahmen von Inszenierung und Nachbearbeitung bis hin zu den wohlüberlegten Entscheidungen bezüglich des Bildformates und seiner Platzierung im Raum.

Serientitel wie Formationes, Contemplationes oder Geopolis deuten an, worum es dem Künstler geht: Megastädte ohne Menschen, Menschenschlangen, die unverfälschte Natur erleben wollen und sie gerade dadurch zerstören, oder die suggestiven Augenpaare von Menschen und Tieren in der Serie der Falkner sind nur Beispiele, die das hier Angesprochene verdeutlichen. Die Ausstellung im +punkt. kann den Charakter des Seriellen nicht vermitteln, wohl aber die autonome Eindringlichkeit des Einzelbildes, und sie kann dazu anregen, mehr aus diesem spannenden Œuvre sehen zu wollen.

Hans Gercke