Fotografie

Visiones

Ausstellung »Deltabeben Regionale 2018«, Kunstverein Ludwigshafen, Ludwigshafen

31.08. bis 21.10.2018

Rezension »Rhein-Neckar-Zeitung«

Reiche Auswahl beim »Deltabeben«

Hack‐Museum und Kunstverein Ludwigshafen zeigen bei »Deltabeben« regionale Kunst

Von Milan Chlumsky

Heidelberg. Für die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung »Deltabeben«, die zwischen Ludwigshafen und Mannheim wechselt, kann man sich nicht bewerben. Museums‐ und Kunstvereinsdirektoren, Kuratoren und Kunstkritiker, die sämtliche Sparten in der Metropolregion beobachten, wählen gemeinsam Künstler aus. Die diesjährige Auswahl von 29 Künstlern lässt sich als Zeichen einer sehr lebendigen Kunstszene werten. Damit werden jene Unkenrufe widerlegt, es lebten keine bedeutenden Künstler in Heidelberg, Mannheim oder Ludwigshafen.

Bei der Auswahl zählt in erster Linie die Qualität, nicht das Alter der Künstler. Zu den herausragenden Arbeiten gehören zehn Bilder des Heidelberger Künstlers Paul* M. Kästner, der in sehr überzeugender Weise eine moderne Form der Geschichtsmalerei fortsetzt. Dieses Genre fungierte in der Geschichte der Malerei über Jahrhunderte als die höchste Vollendung des malerischen Könnens. Bei Kästner sind es Erinnerungen des Kindes, das in der damaligen DDR der kommunistischen Propaganda sehr früh überdrüssig wurde. Die auf einer Schultafel zitierten Seiten des »Kommunistischen Manifests« von Karl Marx sind teilweise verwischt, ihr Sinn bleibt den meisten wegen der Sütterlinschrift verborgen. Die Serie von zehn Bildern offenbart, wie tief die Propaganda das Leben einfacher Menschen beeinflusste. So heißt ein Bild des 2006 emeritierten Professors für Kunst und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe »Manfred träumt von Stalin«.

Nichtsdestoweniger macht sich der Künstler wenig Illusionen über die Ware Kunst. In diesem Kontext wirkt die malerische Auseinandersetzung mit den düsteren Jahren der Stalinzeit umso stärker. Dass ihm das Wilhelm‐Hack‐Museum fast einen kompletten Raum eingeräumt hat, kommt nicht von ungefähr.

Als Gegenpol zu Kästners Werken lässt sich das mit Dispersionsfarben direkt auf die Wand des Museums aufgetragene Bild von Gerd Lind (und Ingrid Dillmann) betrachten, der sich auf die russischen Suprematisten beruft. Diese wollten in der Folge von Malewitsch die Malerei von jedwedem Bezug zu einem Gegenstand befreien. Überzeugt waren die jungen Maler davon, dass die einfachsten geometrischen Formen auch die höchsten menschlichen Erkenntnisprinzipien veranschaulichen. Sie waren überzeugt, durch ihre Formen zu neuen Wahrnehmungen zu führen. Der 1942 geborene Gerd Lind, zwei Jahre jünger als Kästner, thematisiert in seinen großformatigen Arbeiten seit etlichen Jahren nicht nur die Frage der Perspektive, sondern auch der verschiedenen Farbwirkungen. Beide Künstler setzten damit im Hack‐Museum deutliche Akzente.

Im Ludwigshafener Kunstverein nehmen Fotografien von Falknern mit ihren Vögeln fast den ganzen Raum ein. Vor einem neutralen, digital bereinigten Hintergrund posierend, gelingt es Rainer Zerback, dem Falkner mit seinen Vögeln eine überwältigende Präsenz zu verleihen, weil auf den ersten Blick beide sehr autonom wirken und der Falkner nicht als »Dompteur« dargestellt wird. Etwa 50 Falknereien in Deutschland hat der in Ludwigshafen lebende Fotograf besucht. Er ist mit einer Serie von etwa 160 Fotografien zurückgekehrt. Zu den herausragenden Arbeiten gehören auch die Fotografien des in Ludwigshafen lebenden Marco Vedena, außerdem die geometrischen Videoarbeiten von Caroline Kleine (Mainz), die durch ihre schönen Schattenwirkung traurig anmutenden Gemälde von Jens Hafner (Heidelberg), sowie die zum Teil rätselhaften Arbeiten von Christiane Grimm (Heidelberg), in denen sich Licht in einem Riffelglas bricht, sowie die experimentellen Arbeiten mit Zement und Pigmenten auf Jute von Eva Gentner (Heidelberg/Mannheim).

Eine reiche Auslese also. Viele der Künstler sind in Heidelberg geboren oder leben hier. Was hindert Heidelberg, als dritte »Deltabebenstadt« mitzuwirken? In diesem Jahr wird noch ein Publikumspreis und ein Delta‐Preis verliehen, der von einer unabhängigen Jury bestimmt wird. Man darf gespannt sein.

Rhein-Neckar-Zeitung RNZonline, 20.09.2018

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